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Eine fast alltägliche Geschichte
Dies ist eine frei erfundene Geschichte, doch mit einem so realen Hintergrund, wie es leider tausende Mal im Jahr geschieht. Der Tod bricht durch einen Unfall plötzlich und unerwartet in eine Familie ein, so dass Schock und Trauer übermächtig sind. Die Frage nach dem „Warum“ erscheint so sinnlos, wie der Unfall selbst. Was sind die Gründe, die oftmals zu solchen furchtbaren Unfällen führen? War man abgelenkt, unkonzentriert oder stand der Fahrer sogar unter Alkoholeinfluss? Wer weiß das?
Wer sich im Internet umsieht, kann zu Dutzenden Webseiten finden, wo Familienangehörige um ihre verstorbenen Kinder und Familienangehörige trauern. Die dort zu findende Trauer ist übermächtig, und durch eine Homepage soll der Verstorbene noch lange in der Erinnerung der Familie und Freunden bleiben, denn es ist immer so schwer zu verstehen, wenn ein geliebter Mensch „gehen“ muss. Wer ersetzt den geliebten Freund, das geliebte Familienmitglied, den Partner, mit dem man doch noch so viel des gemeinsamen Lebensweges gehen wollte?
Sicher sind schon jedem von uns die zahlreichen Straßenkreuze an den Wegesrändern der Straßen aufgefallen. Schnell haben wir sie hinter uns gelassen und nur einen kurzen Augenblick wahrgenommen. Noch Jahre später werden sie liebevoll gepflegt und mit frischen Blumen geschmückt. So war es auch oft ein kurzer Augenblick der Unaufmerksamkeit, und das irdische Leben fand ein Ende.
Das Entsetzen über den plötzlichen Tod, die Trauer und das Leid sind förmlich spürbar, wenn ich an einem solchen Straßenkreuz stehe und der Verstorbenen und deren Angehörigen gedenke. Häufig sind es sehr junge Menschen, die bei den tragischen Unfällen aus ihrem noch jungen Leben gerissen wurden. Oft kommt bei den Angehörigen zu all dem Leid auch noch tiefe Wut hinzu und die Frage nach dem Warum lässt sie nicht mehr los.
Mit diesem kleinen Videobeitrag möchte ich darauf hinweisen, dass an diesen „Gedenkstätten der Straßenkreuze“ Hinterbliebene und Trauernde Trost finden und begreifen können, was passiert ist. Zudem möchte ich allen Menschen, die als Verkehrsteilnehmer auf den Straßen fahren, sagen das irdische Leben kann so schnell vorbei sein, und es spielt dabei überhaupt keine Rolle, wer Schuld hat. Fahrt vorsichtig!!
Eine erfundene Geschichte!
Es ist Abend, und der Regen prasselt unaufhaltsam an die Fensterscheiben. Eigentlich müsste Julia schon lange zu Hause sein, sie hatte doch versprochen, pünktlich zum Essen da zu sein. Bei der Mutter macht sich so langsam Unbehagen breit, zumal sie doch heute extra Julias Lieblingsessen gekocht hat. Julia war, seitdem sie den Führerschein bestanden hatte, viel unterwegs, und es war eigentlich gar nicht Julias Art, spät nach Hause zu kommen. Sie war stets verlässlich. Sollte ich einmal versuchen, sie über Handy zu erreichen, fragt sich die besorgte Mutter? Nein lieber nicht, kommt ihr da der Gedanke, sie ist bestimmt gleich da, und im Auto ist das Telefonieren gefährlich. Besorgt schaut die Mutter aus dem Fenster, und es regnet weiter in Strömen. Julia ist immer noch nicht da. Ihr wird doch hoffentlich nichts passiert sein? Sie ist eigentlich immer vorsichtig und fährt bestimmt etwas langsamer, hofft die Mutter.
Es klingelt an der Tür, das wird bestimmt Julia sein, Gott sei Dank, dass sie da ist. Die Mutter öffnet die Türe, und zwei Polizisten stehen mit versteinerten Gesichtern in der Tür. "Guten Abend Frau Müller, wir haben ihnen eine Mitteilung zu machen, dürfen wir eintreten?" In diesem Moment zuckten alle Nerven im Körper der Mutter auf einmal zusammen JULIA!!! "Was ist passiert?", fragt die besorgte Mutter. Die Beamten zögern noch einen Moment, dann die schreckliche Nachricht. Julia, hatte einen Verkehrsunfall und wurde mit dem Hubschrauber in die Uniklinik geflogen. Ein betrunkener Autofahrer hatte eine rote Ampel übersehen und ist Julia direkt ins Auto gefahren.
Der Mutter schießen tausend Gedanken durch den Kopf, nein mein Kind, das darf nicht wahr sein, lieber Gott lass es nicht wahr sein! Julia muss leben, sie ist doch unser einziges Kind. Zu den Verletzungen können die Beamten vor Ort leider nichts Genaueres sagen, nur, dass sie innere Verletzungen haben soll, war die erste zu übermittelnde Diagnose des Notarztes. "Natürlich fahren wir sie sofort in die Uniklinik zu ihrer Tochter", boten die Polizisten an, mit der Frage, ob noch jemand zu benachrichtigen sei. Natürlich schoss es der Mutter durch den Kopf, Vater muss benachrichtigt werden. Die Fahrt im Polizeiwagen zur Uniklinik wurde zu einem Alptraum, dabei waren es doch nur knapp 10 km bis zum Ziel. Der Vater wurde noch kurzfristig von der Arbeit abgeholt und saß mit Arbeitskleidung neben seiner Frau. Sie hielten sich die Hände und beteten zu Gott, so wie sie es noch nie vorher in ihrem Leben getan hatten. Endlich, das Ziel ist erreicht, die Uniklinik strahlt mit hunderten Lichtern aus den Krankenzimmern, und es regnet noch immer unaufhörlich. An der Information werden die Eltern sofort zur Intensivstation verwiesen, wo ihre Tochter gerade behandelt wird. Bei der Fahrt im Aufzug, zur Intensivstation im obersten Stock, laufen der Mutter noch einmal die Bilder der letzten Stunde durch den Kopf, das alles darf doch nicht wahr sein. Der Aufzug hat sein Ziel erreicht, und im gleichen Moment kommen auch schon Intensivschwestern, die das Elternpaar in Empfang nehmen, mit der dringenden Zusage, dass der Arzt sofort kommen würde. Die Bitte, sich noch etwas zu gedulden und sich dort hinzusetzen, klingt wie eine Strafe. Man will doch endlich wissen, wie es Julia geht.
Nach unendlich langen Minuten kommen zwei Ärzte mit besorgten Mienen aus dem OP und erklären den Eltern, dass Julia sehr schwere innere Verletzungen hat und Lebensgefahr bestehen würde. Die Mutter bricht in Tränen aus, wobei ihr Mann sie nur mühsam stützen und beruhigen kann. Die Ärzte tun alles was in ihrer Macht steht, denn die Uniklinik ist schließlich ein gutes Krankenhaus, wo alles nur erdenklich Mögliche für Julia getan wird, beschwört sie ihr Mann.
Jetzt heißt es warten, warten und wiederum warten. Die Ärzte meinten, dass die Eltern doch nach Hause fahren sollten, weil sie hier im OP-Gang sowieso nichts tun könnten. Sie würden sofort informiert, wenn eine Änderung eintreten würde. Nein, das wollten sie auf keinen Fall tun, nein wir bleiben bei unserer Tochter, sie ist doch unser einziges Kind, stammelte die Mutter zum wiederholten Male.
Dann das Unfassbare, der Professor persönlich kommt auf die Eltern zu und muss ihnen die schreckliche Nachricht mitteilen "JULIA HAT ES NICHT GESCHAFFT"!! Die Verletzungen waren zu groß, dass sie noch eine Chance gehabt hätte zu überleben. Julia starb um 24:10h an den Folgen eines Verkehrsunfalls.
Drei Tage später wurde Julia unter großer Anteilnahme der Familie, sowie vieler Freunde zu Grabe getragen.
Das, was die Eltern in diesem Moment empfinden, kann niemand erahnen. Der Schmerz ist riesengroß und unbeschreiblich.